BusinessWeek verkündet über das Redesign der gedruckten Ausgabe folgende frohe Botschaft im Beitrag Business Week Reinvents The Magazine–Make Way For Curating The Conversation Through Aggregation, Briefings, And Story-Telling.
We’re introducing this type of open source aggregation into the new magazine, with blog items, quotes, and content from unusual, global sources surrounding stories, sometimes enhancing them, sometimes disagreeing with them. It’s a conversation, not a lecture.
Das klingt ja superinnovativ, so richtig cluetrainmanifestomässig Web 2.0, oder nicht? Ich sehe das etwas nüchterner: Letztendlich bedient man sich hier gratis an den Inhalten anderer und spart damit das Geld für Agenturmeldungen und Journalisten. Einer der Kommentatoren ist denn auch entsprechend wenig beeindruckt:
We buy Businessweek for expert editors and writers telling us what’s important. I’m up to my eyeballs in ignorant, uniformed stuff on blogs, comment boards, etc. By threading this crap into the mag (You’ll even have quotes!) in a sad attempt to be more relevant, you put a giant exclamation point on why magazines can’t survive in their current form, or maybe any other.
Wenn die Zeitungen, wie hier Business Week, sich zu Wiederverwertern der Online-Informationsflut degradieren, statt selber wertvolle Informationen zu schaffen, dann sind sie nicht innovativ, sondern überflüssig.
4 Comments
Hier schlägt sich die “underdog-Rolle” der Blogger noch ziemlich klar durch. Facts 2.0 funktioniert im Prinzip nicht anders. Die Blogger sind (noch) froh um ein paar Klicks mehr, die ihnen die Gratis-Arbeit für andere bringt. Irgendwann muss sich der ambitionierte Blogger aber sagen: Moment mal, andere kriegen Kohle fpr diese literarischen Ergüsse, warum ich nicht? Trigami zahlt auch ein anständiges Nötchen für 300 Worte. Kommt es zur Revolution der Blogger, oder bleiben die Rollen so verteilt
@Goggi: Ja, vielen Bloggern genügen die paar Klicks. Und selbst, wenn nicht: Der Gag an diesen Modellen ist ja, dass jeweils nur kurze Textpassagen wiederverwertet werden – und das fällt, so würde im Zweifelsfall wohl argumentiert, in aller Regel unter das Zitatrecht. Selbst wenn also der gesamte Auftritt aus nichts weiterem als zusammengeklaubten Contenthäppchen besteht, haben die betroffenen Blogger wenig rechtliche Möglichkeiten, dagegen vorzugehen.
Im Fall des Schweizer Projekts Facts 2.0, bei dem ich zugegebenermassen (noch) mitmache, bleibt das Copyright beim Autor. Bei aller Zusammenklauberei: Auch 2.0 ist nur eine Blase und früher oder später wird sich der gute Schreibstil durchsetzen. Die Masse haben wir jetzt zur Genüge, was fehlt ist die Qualität, die sich bei Google von den weiteren “356 ähnliche Artikel” unterscheidet!
Im neu geplanten Urheberrechtsgesetz (E-URG) sind bei wiederholten Verstössen gegen das Copyright – insbesondere bei kommerziellen Absichten – Freiheitsstrafen bis zu 3 Jahre Gefängnis vorgesehen. Das Projekt eines Zentralgefängnisses für kriminelle Aggregatoren-Betreiber soll bereits in den Schubladen liegen. Insbesondere soll dort diesen Kleinkriminellen beigebracht werden, aus eigener Arbeit eine Existenz zu fristen und endgültig zu verstehen, dass das Klauen geistigen Eigentums sich grundsätzlich nicht von Delikten wie Ladendiebstahl usw. unterscheidet.
Bis es so weit ist, bitte ich Aggregatoren-Betreiber darum, keine grosskotzigen Ansage von sich zu geben. Seit wann ist es üblich, sich in der Öffentlichkeit seiner kriminellen Taten zu rühmen?
DISCLAIMER: Die obenstehenden Aussagen sind allgemeiner Natur und beziehen sich nicht auf konkrete noch lebende oder bereits verstorbene Personen. Ihnen gegenüber gilt die Unschuldsvermutung.