Neulich war ich wieder einmal als Blog-Experte (jaja, das gibt’s!) bei der Swisscom eingeladen. Diesmal ging es im grossen und ganzen darum, wie eigentlich dieses Web2.0-Zeugs funktioniert, was es mit One-To-Many Communication und den ganzen Social Online Networks auf sich hat, und wie die Swisscom sich dafür fit macht.
Die Veranstaltung war sehr gut vorbereitet, und wie auch schon vorher konnte ich feststellen, dass die Swisscom-Leute auf Draht sind: Interessiert, stellen intelligente Fragen, vertreten innovative Thesen. Dazu schreibe ich später noch etwas.
Wenn ich aber jetzt nach Blogbeiträgen zur Veranstaltung suche, finde ich gar nichts. Nada. Njet. Nun gut, vielleicht hatte noch niemand Zeit; oder die Suchmaschinen haben es noch nicht aufgeschlürft; oder ich suche nach den falschen Keywords. Das kann sein.
Mein Verdacht aber ist: Kein Swisscom-Mensch führt einen Blog.
Und damit verschenkt ihr doch verdammt viel Möglichkeiten, liebe Swisscom.
Klar: Entgegen der Heilsversprechungen einiger Blogpromotoren ist ein Blog nicht das Wundermittel an sich, welches sowohl Image als auch Kasse im Handumdrehen erblühen lässt; ein Blog ist nur ein Kommunikationsmittel unter vielen. Aber ein Blog ist ein Kommunikationsmittel unter vielen. Eines, das man nutzen kann. Eines, das in diesem ganzen Web2.0SocialSoftwareCommunitieszeugs eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielt. Mit dem ihr eurer Bude ein menschliches Gesicht geben könnt – statt es dem Fredy zu überlassen, euch eine Clown-Nase aufzumalen. Das
hat der nämlich drauf, und ihr seht dabei regelmässig alt aus (gell Fredy <g>) .
Aber egal. Ich habe wieder einmal vor der Veranstaltung, in der Pause, und auch nach der Veranstaltung beim Apero jedem, der’s hören wollte, nahegelegt einen Swisscom-Blog zu eröffnen und loszubloggen. Und wie’s der Zufall so will, steht heute in der Zeitung: Swisscom lanciert einen Blog.
Da bin ich platt. Ich würde mir jetzt gerne einbilden, dass das an meiner Propaganda liegt. Aber höchstwahrscheinlich sind sie selber drauf gekommen. Ich sag’s ja: Die sind auf Draht.
Spannend wird jetzt sein, wie der Blog geführt wird. Und wie der Blog mit der Kritik aus der Blogosphäre umgeht. Die Kritiker, darauf gehe ich jede Wette ein, stecken schon in den Startlöchern um auf alles einzuprügeln, was der Swisscom-Blog publiziert oder auch nicht publiziert. Das gibt schöne Verlinkungen, schöne kleine Blogwars mit entsprechender Aufmerksamkeit, und fördert die eigene Eitelkeit den Traffic. Und dafür leben wir ja alle: Für den Traffic.
Hey, da habe ich gleich eine gute Idee: Ich könnte jetzt schon ein paar vor Zynismus triefende Kritiken schreiben, von A wie Authentisch bis Z wie Zensur. Und sobald der Swisscom-Blog etwas schreibt (oder nicht schreibt!), worauf die vorbereitete Kritik ungefähr zutrifft: Auf “Publish” klicken und Päng, ich bin der Erste! Ja!
Ã?”brigens war ich bzgl. der Swisscom-Blog-Meldung nicht der Erste: Ich habe den Hinweis in newlandsolution gelesen.
Und Fredy hat natürlich auch grad drüber geschrieben.
10 Comments
Danke Matthias
Durch diese Hintergrundinformationen ist meine Vorfreude auf die ersten Blogging Schritte der Swisscom nochmals angestiegen :-)
@Daniel, gern geschehen. Vermutlich laufen bald die Drähte heiss, weil alle Consultants den anderen grossen CH-Firmen einen Blog verkaufen wollen :-).
Wenn das einer von Swisscom liest und Ghostwriter sucht — vielleicht liesse sich da was machen.
Gruss, Karsten Schloter Peter
Mist, kann man da keine HTML-Tags einsetzen bei Dir? Wollte den guten alten Strikethrough machen. Und dann kein Vorschau-Modus? Und auch noch Carsten falsch geschrieben! Ich geh besser ins Bett.
warste bei roger?
@Peter, so wird das nie etwas mit der ersten Million
@Kus, welchen Roger meinst Du genau?
Ich bin so’n (mobiler) swisscom mensch .. aber ohne blog (macht mein bruder) .. bei uns sitzen die blogs (bzw. was unsere pressestelle darunter versteht) auf dem intranet.. ist auch besser so .. finde “pseudo blogs” (marketing/presse) von firmen eher schlecht…
Danke fürs Kompliment. Apropos Ghostwriter: für ein bescheidenes Honorar würde ich sogar meine Seele nach Worblaufen verkaufen :-P just kidding … blogg.ch wird sicher schon bald zum Swisscom-Blog-Watchblog werden. Man sei also gewarnt in der Berner Agglo.
@lexu: Ich hoffe doch schwer, dass die mehr bieten als eine Medienmitteilungszweitverwertung
@Fredy: Bittebitte. Denk einfach dran, wie von mir erwähnt schön von A wie Authentizität bis Z wie Zensur alles durchzukauen.
Apropos, was ist eigentlich jetzt mit dem Swisscom Blog?
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[…] Siehe auch: Webonomy: ein Swisscom Mitarbeiter berichtet Swiss Metablog, Matthias CH Internet-Szene wetzt die Messer […]
[…] Das Swisscom Blog ist leider noch nicht auffindbar – vielleicht werkelt da noch einer am CI-konformen Template herum oder vielleicht hat eine Arbeitsgruppe noch nicht alle Blog-Richtlinien verabschiedet Trotzdem wirft das geplante Blog bereits hohe Wellen in der Schweizer Blogosphäre. newlandsolution.com hat als erste darüber berichtet und fragt sich, wo das Blog nun bleibt. Matthias bedauert, dass bisher kein Swisscom-Mensch bloggt – Webonomy hat schon lange einen guten Gegenbeweis geliefert und war offenbar an der Geburt dieses neuen Babys zumindest indirekt mitbeteiligt. starfrosch erhält von Swisscom-Sprecher Neuhaus den prompten Beweis, dass das Blog-Monitoring funktioniert. Blogkritik kritisiert und Fredy wetzt schon mal seine Messer und prophezeit dem neuen Blog nichts Gutes…Fehlt nur noch Bloggingtom, doch der meldet sich sicher auch bald […]
[…] Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling, aber das alles geht in die Richtung, die wir im August kurz diskutiert haben. All das natürlich mit einem Ziel: Swisscom will auch in Zukunft die Marktführerschaft in den Kerngeschäften Festnetz- und Mobilkommunikation behaupten, den konsequenten Ausbau der Breitbandkommunikation vorantreiben und den Weg in eine multimediale Zukunft weitergehen. […]
[…] Mein positiver Eindruck vom August war wohl falsch: Der Riese Swisscom ist doch nicht bereit, mit seinen Kunden auf Augenhöhe zu diskutieren und sie Ernst zu nehmen. So macht ihr nie ein Geschäft mit Web 2.0, One-to-Many Communication und Social Online Networks, liebe Swisscom. Schade eigentlich. Das einzig Positive am ganzen: Die nach den letzten Entwicklungen wohl bereits leicht nervösen Mitbewerber können sich entspannt zurücklehnen, aus den Fehlern der Swisscom lernen und es besser machen. Schwer ist’s nun wirklich nicht. […]