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Was ist ein Weblog?

Der namics Weblog macht eine Umfrage zum Thema Was muss ein Weblog technisch können/bieten?, mit dem folgenden Szenario:

Wir sitzen vor einem PR-Leiter, der alles über Inhalt und die Art des Bloggens verstanden hat (ja, das nehmen wir an). Er will bei der Haus-IT ein Weblog-System bestellen und wir düfen ihm nun eine kurze Checkliste mitgeben. Ziel, dass ein Blog auch sein technisch guter Blog wird.

Dieses Szenario ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Wenn der PR-Leiter sich erst nach der Entscheidung für ein Blog-System über dessen technische Grenzen und Möglickeiten informiert, dann hat er einen ganz groben Fehler gemacht. Möglicherweise wäre ein CMS, ein Forum, ein E-Mail Newsletter oder die gute alte Briefpost die bessere Lösung für das Kommunikationbedürfns der Firma gewesen.

Aber darum geht es hier nicht unbedingt. Mich beschäftigt eher die Frage, ob man die technische Qualität eines Blogs über die Features definieren kann. Und, darüber hinaus, welche technischen Features den Blog überhaupt zu einem Blog machen. Kurz: Was ist ein Blog?

Wenn ich mir nämlich Jorn Bargers Robotwisdom anschaue, einer der ersten und wichtigsten Blogs überhaupt, stelle ich fest, dass hier praktisch kein einziges der MUSS- und KANN- Kriterien erfüllt ist: Keine Permalinks, Datum und Zeit fehlen, der XML-Feed ist eine erst kürzlich hinzugekommene Notlösung, es gibt weder Trackback noch Kommentare, es gibt kein XML-RPC (Ping), der Quelltext ist nicht valide. Auch kann man die Postings keine Kategorien zuordnen. Lediglich eine Volltextsuche (die allerdings nicht die Blog-Einträge, sondern andere von ihm geschriebene Texte auflistet) ist vorhanden.

Zugegeben, Jorn Barger ist ein Ausnahmefall. Aber sein Blog ist nicht der einzige, der den heute gängigen Definitionen von Blogs nicht entspricht. Ein weiteres Beispiel ist Dave Winers Scripting News: Keine Kommentarfunktion, keine Trackbacks, keine Kategorien.

Sind das keine Blogs, nur weil sie gar keine (Jorn Barger) oder nur wenige (Dave Winer) der Features haben, die wir heutzutage als normal ansehen? Oder ist alles ein Blog, das den Minimalkriterien (periodisch aktualisiert, chronologisch umgekehrte Reihenfolge) entspricht?

Das ist nicht nur theoretisch interessant. Ich stehe nämlich gelegentlich vor diesem Problem, wenn ich angemeldete Sites anschaue, die nicht dem gängigen Muster entsprechen und dann entscheiden soll, ob das nun ein Blog ist oder nicht. Meistens ist die Sache einfach. Manchmal aber auch nicht.

Und nach diesem Exkurs ist es recht einfach, die Frage Was muss ein Weblog technisch können/bieten? zu beantworten: Der Weblog mus diejenigen Features bieten, die dem Kommunikationsbedürfnis der Firma entsprechen. Und Features vermeiden, die dem Bedürfnis nicht entsprechen oder zuwiderlaufen.

Falls ein Weblog überhaupt das richtige Werkzeug ist, was der PR-Leiter in Unkenntnis der technischen Grenzen und Möglichkeiten gar nicht entscheiden kann.

10 Comments

  1. Jürg Stuker wrote:

    Da habe ich mich (wie schon öfter) sprachlich unklar ausgedrückt. Der PR-Leiter soll unsere Liste in der Hand haben, bevor er erstmals ein technisches System anschaut/bestellt.

    Dave Winner hatte ich mir auch angeschaut und darauf mit meinen MUSS-Kriterien gekämpft. Ich bin dann aber über den Schatten gesprungen und habe festgelegt, was ich in der Zukunft will. Und da will ich Kommentare. Ob es Kategorien braucht oder Trackbacks lasse ich mit KANN sowieso offen.

    Thursday, January 5, 2006 at 14:57 | Permalink
  2. bytezh wrote:

    Interessanter Link dazu:
    http://unblogbar.com/software/

    Thursday, January 5, 2006 at 15:03 | Permalink
  3. Gris-Gris wrote:

    Die beiden Blogs sind Beispiele für 1-Weg-Kommunikation (wie… usw.). Die Stimme eines Herrn und der ist – zumindest im Fall Dave Winer – ordentlich etabliert. Vielleicht haben die keine Zeit, um auf Kommentare einzugehen usw., und/oder sie bleiben lieber im sicheren Windschatten.

    Würde sich ein(e) Anonymous so verhalten, würde man sie/ihn schnell einmal als autistisch bezeichnen, bei den Genannten wirkt es halt stark und individuell.

    Dennoch sollte auch ein “Autistenblog” willkommen sein… in Aggregatoren (oder wie das Zeugs immer auch heissen mag).

    Thursday, January 5, 2006 at 15:54 | Permalink
  4. Ich habe mich heute morgen beim lesen von Jürgs Beitrag auch gefragt, ob eine pfannenfertig vorbereitete, technische Checkliste überhaupt sinnvoll ist. Sicher ist es notwendig, dass ein Blog technisch funktionstüchtig ist aber eine Auswahl nach technischen Features erachte ich als falsch. Wie bei den meisten anderen Technologien macht der Inhalt den Unterschied, die Technik ist dabei nur Mittel zum Zweck. Keiner wird einen Blog regelmässig besuchen weil Feature X so toll implementiert ist, und gerade ein PR-Leiter sollte wissen dass der Inhalt über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.

    Thursday, January 5, 2006 at 16:45 | Permalink
  5. Sandro wrote:

    Die Blogs von Google haben alle zusammen keine Kommentarfunktion, wer sollte das auch anschauen bei einer weltweiten Firma. Ist wahrlich schwer zu definieren, was ein Blog genau ausmacht. Ist es denn nicht die einfache Bedienung des Backends? Es gibt ja eigentlich keine (oder nur sehr wenige) herkömmliche Seite, welche ihre News NICHT chronologisch auflisten (was denn sonst) und die älteste zuoberst macht auch nur beschränkt sinn. Bleibt nur noch “regelmässig aktualisiert” übrig…

    Thursday, January 5, 2006 at 16:53 | Permalink
  6. leu wrote:

    @gian-franco
    Schau an schau an, der bekannte Gian-Franco Salvato ist jetzt auch ein Blogger. Macht Spass auch mal einen erfolgreichen Internet Unternehmer hier zu sehen! Habe mir auch erlaubt Normal-Digital in Blogtrends.info aufzunehmen!

    @all
    Erinnern wir uns an Zeiten, in denen die meisten Blogs noch keine Kommentarfunktion hatten. Man hat gebloggt weil man was sagen wollte. Ohne Rücksicht auf Feedbacks!

    Thursday, January 5, 2006 at 17:06 | Permalink
  7. Gris-Gris wrote:

    @leu
    Vor allem wollte… aber auch konnte? Letztlich entscheidet allein der Content. Mit Technik hat das nichts zu tun.

    @namic
    Deine Fragestellung ist fachidiotisch :) Zuerst so stark werden wie Dave Winer… dann kannste die PR-Leiter zum Teufel jagen.

    Thursday, January 5, 2006 at 17:37 | Permalink
  8. nchenga wrote:

    Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Kommentar-Funktion “in einem typischen PR-Umfeld” eine ziemlich heikle Angelegenheit ist…

    Thursday, January 5, 2006 at 19:40 | Permalink
  9. Matthias wrote:

    @Jürg, danke für die Klarstellung. Es hatte mich ja auch sehr gewundert, dass namics das Pferd von hinten aufzäumt.

    @bytezh, das Interessante an der Situation ist ja, dass es mittlerweile wie überall einige wenige “Giganten” und sehr viele kleine Nischenprodukte gibt. Der Vorteil an den Nischenprodukten: Spammer und Hacker konzentrieren sich lieber auf die grossen Ziele. Mein bescheidener handgestrickter privater Blog jedenfalls hat sich noch nie mit Bot-Spam herumschlagen müssen.

    @gris-gris, die beiden Blogs sind meiner Meinung nach keineswegs Einweg-Kommunikation; beide erhalten sehr viele E-Mails, und zumindest Winer beteiligt sich noch immer aktiv an Diskussionen über diverse Blogs hinweg, auch ohne Trackback oder Kommentare. Er ist halt wie der Berg, zu dem Mohammed geht. Jorn Barger war früher im Usenet sehr aktiv; ich hab zwar 3/4 von dem, was er geschrieben hat, nicht begriffen, aber das ging vielen anderen auch so.

    @Gian-Franco, eine Liste der technischen Möglichkeiten halte ich schon für sinnvoll. Klar, Content is King, aber die Technik kann auch ein treibender Faktor sein. Kommentare und Trackbacks z.B. haben die Diskussionskultur und damit den Inhalt durchaus stark beeinflusst. Ein PR-Leiter wird sich deshalb eben gut überlegen, welche Features seinen Inhalten dienlich sind, und welche nicht. Und andersherum wird das Publikum den Inhalt auch danach beurteilen, wie mit den technischen Feedback-Möglichkeiten umgegangen wird. Das musste der Arbeitgeberbaselblog auch etwas überrascht zur Kenntniss nehmen – und hat seine Strategie dann anschliessend korrigiert. Peinlich war in diesem Fall ja, dass sie die Kommentare aus Unkenntnis über die Technik ihres Systems nicht nur deaktivierten, sondern auch bestehende Kommentare verschwinden liessen (und den Beitrag dann später löschten).

    @Sandro, ich habe zwar noch nicht so viele Kommentare wie andere Blogs, aber auch ich habe bereits Mühe, allen Kommentaren zu folgen und etwas sinnvolles zur Diskussion beizutragen. High-profile Blogs ersaufen geradezu in Kommentaren. Da kann es tatsächlich besser sein, das gar nicht erst anzubieten.
    Dass man mit Blogs spielend einfach publizieren kann, hat sicher zum Boom beigetragen. Aber ob es ein spezifisches Merkmal von Blogs ist? Wir bieten unseren Usern in Typo3 ein einfaches, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes CMS-Backend an, das auch nicht schwieriger zu bedienen ist als ein Blog.

    @nchenga, da hast Du absolut recht. Man sieht sehr viele PR-Blogs, die nicht damit zurechtkommen, dass ihre heile bunte Glitzerwelt, die sie im Text so schön aufbauen, in den Kommentaren dann komplett zerpflückt wird. Da hilft nur eins: Entweder kein Feedback zulassen, oder (die intelligentere Lösung) gar nicht erst als “Blender” auftreten wollen. Diesbezüglich finde ich den Frosta-Blog wirklich vorbildlich.

    Thursday, January 5, 2006 at 22:36 | Permalink
  10. Jürg Stuker wrote:

    @Gris-Gris. Hier Fachidiot :-) Ich weiss (und sage auch immer), dass Technik zu dienen hat. D.h. Blog == Content und dann ganz weit nichts. Die Idee, die technische Frage mal zu stellen, stammt daher, dass falsch eingesetzte Technik aber stören kann. Und bei ein paar der Blog die grad spriessen, stört die Technik. Das will ich adressieren.

    Was guter Inhalt ist überlasse ich den Lesern…

    Sunday, January 8, 2006 at 20:59 | Permalink

One Trackback/Pingback

  1. Paperholic on Friday, January 6, 2006 at 17:02

    Bloggen mit Frosta: Sass der Attchée dann noch am Chmainée?

    Ja, das Frosta-Blog! Seit der Reportage über die Erbsen-Ernte gehören wir zu seinen treuen Lesern. Uns gefallen vor allem die Tippfehler der Kader (unser Screenshot vom Frosta-Blog) – es sind ja bloss Flüchtigkeitsfehler. Ist ja auch nicht vorstel…