Normalerweise schreibe ich nicht negativ über andere Schweizer Blogger. Aber dieser Artikel hat mir dann doch den Nuggi rausgehauen:
Kampfhunde: Salonfähiger Rassismus
Schon nur der Anreisser ist unterste Schublade, wie man es sonst nur aus Hetzblättchen kennt:
Blick-Chefredaktor Werner de Schepper hat es sich zur Aufgabe gemacht, die SchweizerInnen vor Kampfhunden zu schützen. Bereits 175’000 BlickleserInnen sind dem Aufruf des linken ehemaligen Theologen gefolgt und haben eine durch das Boulvardblatt initierte Pedition zum Verbot von Pitbulls unterschrieben. Aber nicht nur unbedarfte BürgerInnen, nein auch PolitikerInnen verschiedenster Couleur unterstützen de Schepper, den grossen Führer im Kampf gegen Kampfhunde.
“grosser Führer”, natürlich eine Anspielung auf Hitler. Ein peinlicher Ausrutscher. Könnte man gerade noch durchgehen lassen, wenn es nicht nur das Vorspiel wäre. Denn es kommt noch dicker:
Bei beiden Unfällen handelte es sich um Besitzer mit einem äusserst kriminellen Hintergrund, ganz einfach um randständigen Abschaum.
Menschen sind also Abschaum
. Und Abschaum gehört, wie einer der Kommentatoren schreibt, geschlachtet
.
Weiter:
Es wird das Verbot von gewissen Rassen gefordert, die gemäss de Schepper: “zur lebenden Waffe gezüchtet” werden. Es wird also ganz bewusst ein Rückschluss von der Rasse auf den Charakter gezogen und das wiederum ist ist nichts anderes als purer Rassismus.
Hier setzt “Liberatus” kurz mal Hunde mit Menschen gleich. Ich bin auch tierlieb, aber sorry – das geht zu weit. Hunde sind Hunde, Menschen sind Menschen. Und die Schlussfolgerung, dass ein Verbot gewisser Hunderassen dasselbe sei wie Rassismus, ist wohl die dümmste Verirrung, die ich in letzter Zeit gelesen habe.
Aber es kommt noch dicker: Am Schluss des Artikels stellt er zwei Bilder gegenüber. Auf dem einen Bild ein Transparent mit dem Text Wir wollen keine Leute mit Kampfhunden in der Schweiz
. Darunter das Bild eines Schildes aus der Nazi-Zeit mit dem Text Juden sind hier unerwünscht
. Verbunden mit dem Text Eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden…
.
Die paar verbotenen Hunde erleiden also dasselbe wie die Millionen von Juden, die unter Hitler-Deutschland verfolgt, gefoltert und ermordet wurden. Dieser Vergleich ist eine Beleidigung und eine Holocaust-Verharmlosung, wie sie selbst die penetrantesten Leugner nicht fertigbringen.
Die Anti-Kampfhunde-Kampagne ist bescheuert, das ist klar. Aber was dieser anonyme Blogger daraus macht, ist verwerflich. Und solche Scheisse habe ich auf blog.ch drauf :-(.
9 Comments
Die Vergleiche von Liberatus sind definitiv unter aller Kanone. Aber ich bin der Ansicht, dass man – solange keine strafbaren Inhalte publiziert werden – nichts zensieren resp. von blog.ch nehmen sollte, sondern halt – wie wir zwei – vor Ort der betreffenden Person “die Kappe waschen” soll oder den Stuss halt ignoriert.
Ã?”brigens: Die Pnos im Kanton Solothurn argumentiert auf ihrer Homepage genau gleich und rechtfertigt damit ihr Gedankengut.
@gebsn: Ich hatte nicht vor, den Blog zu löschen. Aber selbst wenn ich den Blog aus meiner Liste entfernen würde, ist das keine Zensur. Ich bin nicht der Staat, ich habe keinerlei Kontrolle über die Kaywa-Blogs, etc. Abgesehen davon bin ich ja ohnehin nicht verpflichtet, irgend etwas auf blog.ch zu publizieren oder nicht zu publizieren.
Ansonsten bin ich derselben Meinung wie Du.
@Otto: Danke für den Hinweis. Liberatus und PNOS verwenden tatsächlich dieselbe Argumentationslinie.
@Matthias
Na ja, Zensur wohl nicht. Aber als “Institution” in der Blogosphäre hast du halt schon eine gewisse Macht. Und darum finde ich es gut, dass du ein möglichst breites Spektrum von Blogs auf der Liste hast und Blogs auch nicht rauswirfst, selbst wenn darin hanebüchener Blödsinn verzapft wird.
@gebsn, siehe dazu auch meinen aktuellen Artikel Qualitätssicherung, Teil II
Heute in der BaZ erschienen (Basler Zeitung Nr. 301 vom 24.12.2005)
Front Seite
“Ã?”bler NS-Vergleich
«DRITTES REICH ZURÃ?”CK»
Kampfhunde. Einen massiven Ausrutscher hat sich Ruth Singer von der «IG gegen die Diskriminierung von Hunden bestimmter Rassen» gestern Freitag erlaubt. Sie verglich auf einer Homepage die Repressionspolitik gegen Kampfhundehalter mit der Repressionspolitik von NS-Deutschland gegen die Juden: «Das Dritte Reich ist zurückgekehrt – und zwar in die Schweiz!»
«Hanebüchen» findet diesen Vergleich René Spiegel, Präsident der Israelitischen Gemeinde Basel, «geschmacklos und verletzend» der Basler Historiker Georg Kreis. Auf Druck ihres Arbeitgebers, der Bau- und Umweltschutzdirektion Baselland (BUD), zog die stellvertretende Mediensprecherin der BUD ihre Aussage später zurück.
weiter Seite 9”
Seite 9
“Hundefreundin zieht Nazivergleich
DAS DRITTE REICH SEI ZURÃ?”CKGEKEHRT, GLAUBT DIE IG KAMPFHUNDE, UND ZWAR IN DER SCHWEIZ
PHILIPP LOSER
Bespuckt, beschimpft, bedroht. Besitzer von Kampfhunden fühlen sich nach dem tragischen Unglück in Oberglatt (ZH)verfolgt. So verfolgt, dass sie ihre Situation mit jener der Juden unter Hitler vergleichen. Das Protokoll eines üblen Ausrutschers.
Freitagmorgen, 4.58 Uhr: Ein gewisser «Liberatus» veröffentlicht auf seinem Weblog im Internet ein Elaborat mit dem Titel «Kampfhunde: Salonfähiger Rassismus». Darin wirft «Liberatus» den Medien vor, die Volksmeinung gegen Besitzer von Kampfhunden aufzuhetzen. Insbesondere bezichtigt er den «Blick»-Chefredaktor Werner de Schepper des expliziten Rassismus: «De Schepper und all die anderen, die sich der momentanen Hundehysterie hingeben, sind bei etwas genauerer Betrachtung nichts anderes als populistische, unreflektierte Rassisten.» Das ganze garniert «Liberatus» mit zwei Bildern: Auf dem einen ein Transparent mit der Schrift «Wir wollen keine Leute mit Kampfhunden in der Schweiz» auf dem anderen ein Emailschild aus NS-Deutschland: «Juden sind hier unerwünscht». Sein Kommentar zwischen den beiden Bildern: «Eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden…»
7.46 Uhr. Ruth Singer, Halterin eines Kampfhundes, Mitbegründerin der «IG gegen die Diskriminierung von Hunden bestimmter Rassen» und stellvertretende Mediensprecherin der Bau- und Umweltschutzdirektion Baselland (BUD), liest den Text im Internet. Und findet ihn grossartig. Sie schreibt darunter: «Zu diesem Bericht gibt es eigentlich nichts mehr hinzuzufügen! (…) Mit dem Rassismus gegen Hunde fängt es an! (…) Das Dritte Reich ist zurückgekehrt – und zwar in die Schweiz!»
7.59 Uhr: Ruth Singer startet ein Rundmail mit diversen Empfängern. Sie schreibt: «Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde. Nachfolgendes Mail habe ich erhalten. Bitte unbedingt den Link herunterladen – dort steht die Wahrheit, die ganze Wahrheit!»
kurz nach 11 Uhr: Gegenüber der baz verteidigt Ruth Singer ihre Äusserung. «Ich weiss von einer Hundebesitzerin im Zürcherischen, der gedroht wurde, sie mitsamt ihrem Vieh kaputtzumachen. Das sind doch keine Zustände!» Sie selber habe zuweilen Angst, mit ihrem Hund spazieren zu gehen. Aufrütteln habe sie wollen mit ihrem Vergleich, aufrütteln und aufschrecken.
12.36 Uhr: Pascal Payllier, Generalsekretär und Personalverantwortlicher der BUD, erfährt durch die baz von Singers Vergleich: «Das kann ich weder als Privatperson noch als Generalsekretär der BUD akzeptieren.» Es gebe rein gar nichts, was diesen Vergleich rechtfertige.
13.07 Uhr: Payllier hat gehandelt und Ruth Singer den Auftrag gegeben, den Eintrag «blitzschnell» entfernen zu lassen. «Falls sie diesen Eintrag während ihrer Arbeitszeit verfasst hat, werden wir Konsequenzen erwägen.» Das gleich drohe Ruth Singer auch im Wiederholungsfall. Georg Kreis, Basler Historiker und Präsident der Eidgenössische Kommission gegen Rassismus, findet den Vergleich mehr als unverhältnismässig, er sei «geschmacklos und verletzend». Mit der schiefen Gleichsetzung der Repressionspolitik würde eine Gleichsetzung der Repressionsopfer (Kampfhunde und Juden) betrieben, so Kreis.
14.42 Uhr: Singers Kommentar ist immer noch auf der Homepage. Aber auch ihr Widerruf. Sie schreibt:«Hiermit nehme ich meinen davor gemachten Eintrag in Bezug auf Zustände aus dem Dritten Reich in aller Form zurück. Ich sehe ein, dass er deplatziert und überreagiert ist.»”
@dongga, danke für den Hinweis! Etwas fies ist es schon, die Frau Singer als Urheberin des Nazi-Vergleichs hinzustellen; der Urheber ist ja eigentlich der anonyme “Liberatus”. Allerdings: Sie hat den Vergleich aufgegriffen und wiederholt.
Online konnte ich den Artikel nicht finden, weisst Du evtl. ob und wo er auf der BAZ-Site drauf ist?
Oder könntest Du den allenfalls scannen und mir zuschicken, natürlich nur für rein private, persönliche, nichtkommerzielle Nutzung zu Studienzwecken?Vergiss den scan-Teil, du hast ja grad vermutlich den gesamten Artikel abgeschrieben – ich hab nur mein Gehirn nicht eingeschaltet. Ich frag übrigens gerade bei der BAZ nach, ob das OK ist. Nicht dass wir wegen Raubkopien von der IFPI ins Gefängnis gesteckt werden :-).
Abonennten haben ein PW um die Zweitung Onlne lesen zu dürfen…nix abgetippt nur
crtl+c & crtl+v..
Ha! Vorsprung durch Technik!! Hab übrigens vom Autor das OK erhalten.