Vielleicht sollten sich alle schweizer Blogs zusammenschliessen und ein “Politik-Edukations-Programm” starten.. aber wie sollte man das umsetzen?
… schreibt indy im Kommentar zu Guidos Eintrag Mehr zu Schengen über den emotional gefärbte Anti-Schengen-Abstimmungskampf der SVP.
Gute Frage! Politischen Blog-Aktivismus Ã? l’Américaine gibt es hierzulande zwar nicht; trotzdem gibt es viele schweizer Blogs, die sich mehr oder weniger regelmässig mit Politik beschäftigen. Und vor Abstimmungen steigt die Anzahl der politischen Einträge immer stark an.
Stellvertretend für all die anderen Polit-Blogs hier zwei, die nicht gegensätzlicher sein könnten:
Um Indy noch einmal zu zitieren:
Ich bin gespannt, wie das Volk beim kommenden nationalen Intelligenztest abschneidet. Siegt Rationalität oder Populismus?
Auch das eine gute Frage, wobei natürlich nicht jedes Anti-Schengen Argument plumper Populismus ist.
Ein Bildungsprogramm könnte möglicherweise zeigen, wie gute von schlechten Argumente zu unterscheiden sind. Um die politische Bildung in der Schweiz steht es nämlich schlecht. Ob Blogs hier einen Beitrag leisten können, der über politische Werbung hinausgeht?
8 Comments
Das Interesse an Politik ist allgemein sehr klein. Im Internet, ich vermute wegen den unzähligen thematischen alternativen, noch viel kleiner. Dies merkt man spätestens wenn man themenrelevante onlinewerbung schalten will, oder onlinewerbung auf seinem blog anzeigt. Anfangen müssten die Politiker aller Couleur selber und offline, indem Sie sich Wissen in Ã??”ffentlichkeitsarbeit und “Sprache des kleinen Mannes/der kleinen Frau” aneignen. Die Sprache der classe Politique wirkt halt meistens extrem abgehoben und extrem intelektuell. Auch die Abstimmungsunterlagen sind meistens langweiligste Bleiwüsten, welche kaum zum lesen einladen. Ob man mit dem Medium Internet die politische Bildung steigern kann, oder gar Interesse an Politik wecken/fördern, bezweifle ich stark.
Und wie genau würde man nun ein solches “Bildungsprogramm” in der Praxis umsetzen? Wie erheben wir die praktische Politik auf eine Ebene, die für viele Leute wieder interessant wird? Wie bringen wir den Leuten wieder bei, dass da Leute über ihre gesellschaftlichen Lebensumstände entscheiden?
Wie kann man nun effektiv etwas tun, um die Desinteressierten zu erreichen? Die bereits politisch Interessierten anzusprechen ist nicht unbedingt notwendig..
Es kann schon sein, dass das Interesse an Politik nicht so gross ist. Bei der letzten Abstimmung auf Bundesebene (24.11.2004) war die Stimmbeteiligung nur um die 37%. Aber bei der vorletzten (26. September 2004) waren es immerhin um die 54%. Quelle: Daten der Eidgenössischen Volksabstimmungen.
Es hängt stark vom Thema ab, ob die Leute abstimmen gehen – und davon, ob die Parteien die Nichtwähler mobilisieren können.
Was die ‘classe politique’ angeht: Das ist IMHO ein bequemes, aber falsches Klischee. Die Politiker reden nicht alle geschwollen, und sie bemühen sich durchaus, die doch sehr komplexen Sachverhalte verständlich zu kommunizieren. Leider machen es sich einige Politiker sogar zu einfach und kommunizieren nur noch Emotionen statt Fakten; genau das wird zu Recht von Indy und Guido kritisiert.
Den letzten Satz von Sandro finde ich zu pessimistisch. Wenn Du wirklich dieser Meinung bist, frag ich mich wozu Du ignoranz.ch und http://neus.ch/ überhaupt betreibst; ist doch viel Aufwand für nichts!
Nachtrag: Zur Stimmbeteiligung habe ich hier einen interessanten Text gefunden. Ausschnitt:
indy: Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Wenn Du einige Blogs mobilisieren kannst, ein oder zwei Mal monatlich etwas Gescheites über Politik zu schreiben, dann hast Du schon viel erreicht.
Ich betreibe ignoranz.ch um meine meinung zu veröffentlichen und diese nicht vom wohlwollen des tagi-leserbrief-redaktors abhängig zu machen. mit neus.ch möchte ich die vorhandenen polit-interessierten ansprechen. ich machem mir jedoch nicht die illusion, diese dadurch zu vermehren…
hmm.. vielleicht sollten wir ein system entwickeln, mit dem wir cross-postings über interessierte blogs machen können. es wird speziell geflagt und dann kann zb ich (oder du) den post über alle interessierten blogs streuen, optional kann jeder bei sich noch freischalten..
so würden wir mit einem post mehr leute erreichen – diese einträge wären dann speziell gekennzeichnet..
Das ist eine interessante Idee! Etwas ähnliches gibt es ja bereits mit Trackback bzw. Pingback, das sind zwar nicht direkte crossposts, aber ich kann immerhin einen anderen Blogger direkt darauf hinweisen, dass ich in meinem Beitrag auf seinen Beitrag Bezug nehme. Ein x-post System wäre aber tatsächlich noch etwas mächtiger. Technisch nicht allzu kompliziert, nur machen müsste man es und an die Dutzenden verschiedenen Blogsysteme anpassen…
Hihi, zum Bleistift diverse Leute an das eigene. Aber eine gute Idee wäre das schon.
Der Artikel bezüglich der Arbeitsteilung ist interessant. 20% sind aber doch noch ein rechter Anteil – auch wenn dieser in der Stadt wohl etwas niedriger als auf dem Land sein wird (?), wenn ich mir vorstelle dass jedeR fünfte nie stimmen / wählen geht macht mir das etwas Angst.
Indy – ich glaube nicht, dass es uns darum gehen muss politisch nicht interessierte anzusprechen. Das schaffen wir sowieso nicht. Was wir aber schaffen können ist, den Leuten, die finden “diese eine Abstimmung geht mich ja eigentlich gar nichts an, aber sonst wähle ich schon” vielleicht das eine oder andere Mal aufzuzeigen, dass sie selbst auch von den Konsequenzen des entsprechenden Entscheids tangiert werden. Oder eben auch nicht, was als Information genau so wichtig ist. Ich glaube, das könnten wir schaffen.
Ob das die Stimmbeteiligung aber wirklich anhebt? Na ja, wohl kaum mehr als marginal. Vielleicht können wir da aber was anstossen. Vielleicht können wir die Leute, die unsere Blogs lesen, dazu bringen, auch mit anderen Leuten über dies und jenes zu diskutieren. Das wäre wichtig und gut. Aber wie viele sind das schon, verglichen mit unseren sieben Millionen Einwohnern?
Dann ist da auch noch das Kompetenz-Problem. Ich selbst bin ja auch nur ein kleiner Student mit einer oder zwei Polito-Vorlesungen, ich würde mir die Kompetenz gar nicht zusprechen wirklich überall dahinter zu sehen. Meine Meinung ist auch nur meine Meinung.
Aber: durch eine Diskussion mit Crosspostings würde das ganze etwas intersubjektiv und verschiedene solche Meinungen kämen zum Tragen. Ich bin dafür (und würde da auch was mit-spezifizieren und -implementieren helfen – oder wir cross-posten einfach von Hand…).
Wir können nur ein Tropfen auf den heissen Stein sein, aber … immerhin das :-)