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Ich und mein Blogblues

Momentan ist es ja gerade schick, am Blogblues zu leiden. Verlinken muss ich nicht gross, wir haben es alle überall gelesen, vielleicht stellvertretend (und weil der Beitrag total unbluesig ist, die Kommentare hingegen nicht) diesen hier: Blogherbstmonolog. Wunderschön geschrieben, ich verstehe wie üblich sicher alles falsch, und zum Teil wird’s mir etwas zu abstrakt, aber schön ist es trotzdem oder gerade deswegen, ich werde ja gerne von meiner Lektüre verwirrt. Es ist jedenfalls ein guter Einstiegspunkt in die Materie für diejenigen, die’s bisher verpasst haben, in die Materie einzusteigen.

Ich persönlich allerdings: Ich fühle da gar nichts. Kein Blogblues. Keine Herbstdepressionen. Muss wohl am Glühwein liegen. Aber mir fällt auf, dass -vor allem in Deutschland?- es ein grosses Bedürfnis gibt und wohl auch gab, diese Bloggerei irgendwie in einem “grösseren Zusammenhang” zu sehen. Dieses Geschreibsel gelangweilter Büroangestellter zu überhöhen. Ihm eine tiefere, kulturelle Bedeutung abzuringen, nein anzudichten. Diesem ganzen banalen Blogdingsbums quasi eine Bedeutung und einen Wert anzudichten, den es nun mal schlicht nicht hat.

Nö. Also mir sagt dieser ganze kulturell-ideologische Überbau gar nichts. Damals die Geocities-Basteleien musste man ja auch nicht quasi heiligsprechen und zum Nationalen Kulturdenkmal erklären. Und was wir in den “legendären” Mailboxen getrieben haben, möchte man heutzutage schon gar nicht mit dem Nimbus der Grossen Kultur versehen sehen (sonst käme ja noch jemand auf die Idee, nachzuschauen).

Auch die absurde Vorstellung, diesen überhöhten “echte authentische freie Meinungsäusserung”-Kulturanspruch der staunenden Wirtschaft in Form von Werbung und Publireportagen verkaufen zu können -also im Prinzip viel heisse Luft in reales Geld zu verwandeln-, sagt mir gar nichts.

Denn: Blogs sind einfach Tagebücher im Internet. Mal gut geschrieben. Mal schlecht geschrieben. Mal mit Katzenbildern. Mal ohne. Mehr ist da nicht. Und mehr muss da auch nicht sein. Für mich jedenfalls ist das seit vielen Jahren absolut ausreichend. Weshalb nicht auch für euch?

6 Comments

  1. chm wrote:

    du bringst es auf den .

    Friday, September 21, 2007 at 08:22 | Permalink
  2. Matthias wrote:

    Aber wir zwei sind wohl die einzigen, die das so sehen.

    Friday, September 21, 2007 at 12:15 | Permalink
  3. Gris-Gris wrote:

    Genauer hat mir noch niemand zu dieser Thematik aus Herz&Hirn gesprochen. Ich sehe die Blogosphere exakt so wie du, Matthias. Ein Art riesiger Verdauungstrakt!

    Hochgespielt wurde die Sphere vor allem durch Möchtegern-Karrieristen (welche in den meisten Fällen – so mein Eindruck – Jobs im Analogen anpeilten und sich via Sphere zu profilieren versuchten), durch Spekulanten, welche sich erhofften, via Sphere an die Geldbörseln vor allem der jüngsten Net-TeilnehmerInnen heranzukommen und durch Agitatoren, welche die Sphere als Propaganda-Instrument verstanden (krudeste Ansagen, welche im Analogen völlig lächerlich erscheinen, aber in der Sphere für Unterbelichtete irgendwie “gesalbt” erscheinen, d.h. Glaubwürdigkeit zu scheinen haben…).

    Einen Aspekt möchte ich noch hinzufügen: die oft belächelten Linktipps. Ich (wir) persönlich verstehen “virtuelles Tagebuch” nicht zuletzt als “virtuelle Pfadfinderei”. Man surft (seinen Interessen nach – Internet ist dahingehend echt toll!), findet da und dort eine Künstlerin, ein interessantes Video, einen guten Online-Artikel und berichtet über den eigenen Fund im eigenen Tagebuch – quasi als Angebot: Hey, Folks, das ist IMHO gut oder interessant oder lustig oder bizarr – ich möchte euch darauf hinweisen.

    Friday, September 21, 2007 at 12:54 | Permalink
  4. Matthias wrote:

    @Gris-Gris, Du machst mir Angst! Bitte sei schnellstens wieder nicht meiner Meinung!

    Linktipps: Ich wusste gar nicht, dass die oft belächelt werden? Wo denn? Irgendwie gibt’s einfach zuviele Leute, die “das richtige Bloggen” für sich gepachtet haben.

    Ich selbst habe auch genau deshalb angefangen zu bloggen: Um andere auf Websites hinzuweisen, die ich aus irgend einem Grund interessant fand. Für mich war das lange Zeit die einzige “richtige” Art, einen Blog zu schreiben. Mittlerweile sehe ich das natürlich sehr viel relaxter. Eigentlich ist doch jeder Blogbeitrag, der einen Link enthält, ein Linktipp.

    Bei Jorn Barger hat mich übrigens immer geärgert, dass da NUR ein Link ist, ohne wirkliche Erläuterung, weshalb er diese Sites verlinkt. Ein Link ohne Tipp sozusagen, da fehlt mir einfach der Kontext. Aber der Barger ist halt Kult, und er macht das seit Ewigkeiten, und gerade heute habe ich dank ihm diesen Beitrag über Joni Mitchell gefunden. Ich wusste gar nicht, ob die noch lebt.

    Friday, September 21, 2007 at 13:49 | Permalink
  5. nchenga wrote:

    hier gibt’s auch keine blog-blues

    Saturday, September 22, 2007 at 18:46 | Permalink
  6. nchenga wrote:

    sogar die FAZ am Sonntag hat das Thema “Blogging BlUes” auf dem Radar:

    http://flickr.com/photos/chiperoni/1428677361/

    Sunday, September 23, 2007 at 21:49 | Permalink