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Werbung ist Missbrauch der eigenen Leser

Ziemlich hart, was Erich hier schreibt:

Da lässt sich doch ein Blog-Betreiber für die Zwecke einspannen, die primär einem anderen nützlich sind. Missbraucht so doch seine eigenen Leser! ALSO MICH! oder Sie…

Man sieht also, wie breit das Spektrum der Meinungen zu Werbung sind: Am einen Ende des Spektrums bin ich ein Dieb, wenn ich Werbung ignoriere. Am anderen Ende des Spektrums missbrauche ich meine Leser, wenn ich ihnen bezahlte Werbung (im o.g. Fall einen bezahlten Beitrag) vorsetze.

Letztendlich ist alles eine Frage der sozialen Gepflogenheiten und der eigenen persönlichen Schmerzgrenze. Ich stelle bei mir selber fest, dass ich Blogs, die viel Werbung oder z.B. bezahlte Beiträge publizieren, nur noch sehr selten lese und noch viel seltener verlinke oder dort kommentiere – schliesslich ist es ja nicht meine Aufgabe, ihre Werbeeinnahmen zu steigern. Und es gibt genügend hervorragende Blogs, die werbefrei sind und entsprechend unabhängig und kreativ schreiben, statt immer auf die Klickraten zu schielen.

Interessant dabei: Im englischen Sprachraum gibt es genügend Blogs, die völlig selbstverständlich dazu stehen, dass es sich um ein kommerzielles Online-Magazin handelt und nicht hohle Phrasen über “Gemeinschaft” oder “eigene Meinung” verbreiten. Da muss sich das Selbstverständnis der Schweizer Hobbykommerzblogger noch gewaltig wandeln.

Im konkreten Fall geht’s übrigens um ein Mailing von shoppingland.ch, welches interessanterweise in ihrem Blog mit keinem Wort erwähnt wird. Soweit ich weiss, sind bisher nur zwei Blogger auf diese Aktion eingestiegen, siehe http://planet.blogug.ch/search/shoppingland.ch; ob die Beiträge von “derBlogger” auch von shoppingland gesponsert wurden, weiss ich nicht. Falls ja, würde es sich hier wohl klar um Schleichwerbung handeln.

Nachtrag: Eines kann ich der Aktion durchaus abgewinnen: Statt irgend einem Zwischenhändler bzw. Blogvermarkter grosse Beträge zu überweisen, wurde die Firma selber aktiv und hat direkt den Kontakt zu Bloggern gesucht. Damit hat sie viel Geld gespart und genau das getan, was ich vor Monaten in der Umfrage zu Publireportagen geschrieben habe: Cut out the middleman!.

Wenn die Firma jetzt noch sauberer vorgehen würde, und den Bloggern etwas mehr als nur Peanuts bezahlt, ist das direkt ein Modell, welches Schule machen könnte. Und dann brechen harte Zeiten an für all die Zwischenhändler.

Eine Firma geht bereits diesen Weg: OIOpublisher (via) hat sich das Motto Time to cut out the middle-men auf die Fahnen geschrieben und vermittelt gratis Kontakte zwischen Werbern und Bloggern. Geld verdient wird hier mit dem “Marketplace”, wo man sich als Blogger für $10 pro Halbjahr eintragen kann. Kein schlechter Deal, wenn man nachher nicht nur 50%, sondern 100% der Werbeeinnahmen behalten kann.