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Ganz brav sein – jetzt mit Button!

Tim O’Reilly et al entwerfen gerade einen universellen Blogger’s Code of Conduct inklusive schöner Buttons, die man sich dann auf den Blog kleben kann um zu zeigen, dass man ganz brav ist. Die Regeln kurz gefasst (ihr versteht ja sicher genug Englisch):

1. We take responsibility for our own words and for the comments we allow on our blog.
2. We won’t say anything online that we wouldn’t say in person.
3. We connect privately before we respond publicly.
4. When we believe someone is unfairly attacking another, we take action.
5. We do not allow anonymous comments.
6. We ignore the trolls.

In der Unterhaltungsindustrie funktioniert die “freiwillige Selbstkontrolle”, weil man Geld verdienen will und das möglichst ohne staatliche Einmischung. Auch einige Kommerzblogger versuchen sich mit Regeln zu legitimieren.

Aber in der grösstenteils nichtkommerziellen Blogosphäre hat sowas keine Chance. Wer sich ohnehin schon selbst an solche Regeln hält, braucht das nicht. Und wer sich nicht selber an solche Regeln hält, braucht das auch nicht. Daran wird’s wohl auch liegen, dass solche Regelwerke – inkl. dem Schweizer Fair Blogging Codex – nicht allzu grossen Zulauf verzeichnen. Es passt einfach nicht zum äusserst vielfältigen Medium Blog.

6 Comments

  1. Sam wrote:

    “ihr versteht ja sicher genug Englisch”
    und sonst hab ich die übersetzt ;-)

    Tuesday, April 10, 2007 at 15:10 | Permalink
  2. chm wrote:

    der scheriffschtern ist ja fürcherlich. so einen wollen bestimmt bloss amiblogger auf ihrem blog anpinnen.

    Tuesday, April 10, 2007 at 15:40 | Permalink
  3. gebsn wrote:

    Zum Fair Blogging Codex: Dem hab ich mich unterworfen, weil er meinen hehren Idealen und meist auch meiner gelebten Blogtätigkeit entspricht. Er passt aber meiner Meinung nach als Minimalstandard recht gut auf die meisten Blogs, die ich kenne. Eine Grundetikette fürs Bloggen finde ich persönlich eine gute Idee. Das schöne am Codex ist aber, dass man auch fröhlich darauf pfeifen kann.

    Tuesday, April 10, 2007 at 15:48 | Permalink
  4. Gris-Gris wrote:

    Ab Punkt 2 ist O’Reillys Katalog nicht nur schwachsinnig, sondern auch gefährlich. Wörtlich genommen: X veröffentlicht seine rassistischen Parolen; nun darf ich bei X aber nicht schreiben (eine obligatorische Reaktion gemäss Pkt 4), du bist ein Fascho. Da niemand anonym ist, kann/muss ich ihn vielmehr anrufen. X ist unbelehrbar, als ich ihn bitte, seinen Eintrag zu löschen.

    Man vereinbart einen Gesprächstermin, und es kommt zu Highnoon im Bahnhofbuffet Olten: Da beide Seiten mit Sekundanten erscheinen findet eine Massenschlägerei mit Folgekosten für die Allgemeinheit statt. Das Bahhofbuffet bleibt mehrere Wochen wg. Renovation geschlossen – ein älterer Alkoholiker, der dort seinen wärmenden Stammplatz hatte, erfriert am 24. Dezember.

    gebsn, von dir hätte ich nie gedacht, dass du Derartiges gutheisst. Bald klingelt bei dir das Telefon.

    Wednesday, April 11, 2007 at 11:33 | Permalink
  5. gebsn wrote:

    @Gris-Gris
    Meine Sekundanten stehen bereit, das Telefon darf klingeln. Im Ernst: Ich wollte mit meinem Kommentar keineswegs O’Reillys Code verteidigen (den finde ich nicht so doll), sondern den Fair Blogging Codex, hinter dem ich weiterhin stehe.

    Wednesday, April 11, 2007 at 13:08 | Permalink
  6. Gris-Gris wrote:

    gebsn, daran darfst du dich selbstverständlich halten – es ist völlig okay, wenn man das bloss für sich beansprucht. Allerdings droht uns, dass Derartiges zur verbindlichen Norm wird, d.h. die mitteleuropäische Gesetzgebung alles hygienisiert und beispielsweise die Provider als Zensoren in die Pflicht nimmt.

    Interessant: die “Schizophrenie” in der aktuellen BRD-Diskussion. “Oeffentliche Personen” (Politiker, z.B.) sollen einen weniger weit gehenden Schutz geniessen als “private Personen”. Merkels jüngste Rede als idiotisch zu bezeichnen (ob das jetzt stimmen könnte oder nicht) wird erlaubt bleiben, nicht aber, das selbe vom Blog-Eintrag eines Herrn X zu behaupten. Letzteres wäre dann ehrverletzend.

    Ich sehe das anders: Schreibt sich ein “privater” X ins Netz, dann ist er ebenso eine “öffentliche Person”, weil es die Eigenschaft des Netz ist, dass seine Inhalte theoretisch von jedem Menschen auf dieser Welt eingesehen werden können.

    Da die Spiesse in der Gesellschaft ungleich (lang) verteilt sind, erlaubt es die Anonymität (eh nur theoretisch vorhanden) auch den Schwächeren, sich authentisch zu äussern. Erfolgt dies grob, ist es oft Ausdruck eines Milieus. Grundsätzlich aber völlig okay.

    PS: Kommt eine “Zensur”, wird man die Stimmlage verändern. Dann beginnt die neue grosse Zeit der absolut ätzenden Ironie, des blutrünstigen Zynismus. Man wird einen X nicht mehr Idiot schimpfen, sondern von ihm sagen, er sei der neue Messias und ihn bitten, einen Lerhstuhl in Harvard zu übernehmen. So ungefähr, aber noch VIEL gemeiner.

    Wednesday, April 11, 2007 at 13:55 | Permalink

2 Trackbacks/Pingbacks

  1. […] Fast ausschliesslich wird in der Blogosphere darüber diskutiert – hier schon wieder -, was Anstand und /oder Fairness (scheinbar) verbieten. Nie darüber, was eine Streitkultur quasi jenseits des Anstands bedeutet. Die Alten Griechen wussten das – und Franz Josef Strauß ( ): Ich bin beim Verein für deutliche Aussprache. […]

  2. Herr Spackmann » Der Homo Blogiens Exponiens on Thursday, April 12, 2007 at 18:02

    […] Der Homo Blogiens Exponiens Dass sich der Blogger seit Aufnahme seiner Tätigkeit als Blogger gegenüber der Aussenwelt exponiert, ist ein alter Hut. Auch nicht neu ist, die differenzierte Exponierung mit solchen tollen Böttens. Mit diesen Böttens wollen Blogbetreiber gegenüber dem Besucher erklären, dass sie irgendetwas unterstützen oder es eben nicht unterstützen. Neu ist die Kodex- und Böttenflut, die die Blogosphäre gerade überschwemmt. Da heizt einer wieder die Kommerzbloggerdiskussion auf und Veröffentlicht einen Bötten, der ihn als authentischen und «glaubwürdigen» Blogger kennzeichnet, da er keine Werbung schaltet. Daneben präsentiert ein anderer gleich einen Anti-Anti-Ad-Bötten Gegenprotest. Und wie ich hier erfahren habe, hat sich irgendein Cowboy mit dem Namen Tim O’Reilly dazu hinreissen lassen, einen «Bloggerkodex» zu verfassen. Fromme Lämmer dürfen sich beim Befolgen dieses Kodexes einen Scherrifstern anheften. […]