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Spitzelsteuer? Nein danke!

Dieser Beitrag in silicon.com weist wieder einmal darauf hin, dass die EU seine Bürger auf Vorrat verdächtigt und dementsprechend auch von der Industrie die Vorratsdatenspeicherung verlangt:

The EU Directive on Data Retention requires communication service providers and network operators to retain traffic and location data to aid the investigation of serious crimes.

Vorratsdatenspeicherung ist immer Misstrauensvorschuss: Das alles wird nur gemacht, weil ein paar Prozent von uns möglicherweise irgendwann einmal kriminell werden könnten. Und weil wir vielleicht allenfalls blöd genug gewesen sein könnten, irgendwas strafrechtlich verwertbares unverschlüsselt über die Datenautobahnen gejagt zu haben.

Wer genau dann wie genau auf diese Daten zugreifen darf oder auch nicht, das entscheidet der Staat allein. Was nichts anderes heisst, als dass der Staat verdammt viel Vorratsvertrauen von uns verlangt: In sein Demokratieverständnis, seine Integrität, und auch in die Kompetenz seiner IT-Abteilungen verlangt. Ganz zu schweigen vom Vorratsvertrauen in die Dienstleister, welche die Daten speichern!

Angesichts der Fichenaffäre in der Schweiz, der aktuellen Abhörskandale in Italien und vieler anderer Beispiele ist das eine verdammte Zumutung. Der Staat bekommt hier viel zuviel Macht. Klar, momentan ist die Schweiz noch ein demokratischer Rechtsstaat; aber was ist, wenn wir extrem nach links oder rechts rutschen und der dabei übliche autoritäre Gesinnungsterror losgeht? Dann könnte es auf einmal kriminell sein, ein Ballergame, eine Pizza Margeritha, oder ein Campari Soda zu bestellen – und der Staat könnte beweisen, dass Du sowas Kriminelles 2007 mit dem Handy getan hast!

Selbst wenn dieses Szenario nicht eintrifft: Wenn man sich all die Datenschutzskandale nur der letzten Monate vor Augen führt, ist klar: Unsere Daten sind nicht sicher. Je länger sie gespeichert werden, desto weniger sicher sind sie.

Dazu kommt noch: Das alles kostet ziemlich viel Geld. Zum einen müssen die Systeme umgestellt und aktualisiert werden, sowohl auf Hardware- wie auch auf Softwareseite. Und dann werden ganze Serverfarmen jahrelang nichts anderes tun, als sämtliche von uns übers Internet oder Mobilfunknetz versendeten Daten zu speichern. Der Verwaltungsapparat, welcher für den staatlichen Zugriff auf diese Datenberge notwendig ist, dürfte auch nicht zu verachten sein.

Und wer zahlt das alles? Natürlich die observierten Bürger, also Du und ich. Welch ein Irrsinn!

Deshalb mein Gegenvorschlag an den Staat: Ihr erlasst mir die Spitzelsteuer, dafür filme ich mich selbst nonstop mit meinem Videohandy und publiziere sämtliche Videos auf Youtube. Alles klar?

Interessante Links in dem Zusammenhang:

One Comment

  1. Gris-Gris wrote:

    Tatsächlich, welch ein Irrsinn!

    Monday, January 8, 2007 at 21:45 | Permalink