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Der Unterschied zwischen Theaterkritikern und Bloggern

Theaterkritikerin:

At best embarrassing, at worst compromising
The PR industry is already trying to blur the boundary between puff and comment – the waters will only be muddied further if critics and artists start getting all chummy.

Last Thursday night the envelope containing my ticket to review Mark Ravenhill’s Product and Stewart Lee’s What Would Jesus Do? at London’s Bush theatre also contained an invite to the post-show party. I threw it in the bin. The Bush is the only theatre I know of that regularly invites critics to post-show parties, but do any of us ever go? Surely not. Imagine finding yourself quaffing chilled white wine and making small talk with Stewart Lee half an hour after watching his one man show, knowing that in a few hours time you’re going to be writing a review of his less than satisfactory play.

At best it would be toe-curlingly embarrassing; at worst it would be compromising. In the course of the conversation it may emerge that Lee has mortgaged his house to the hilt to raise the money to put the show on, that his apparent unfamiliarity with the script arose from a desperate family tragedy that meant he didn’t have time to learn the lines properly, and after a couple of glasses of chardonnay, I may find myself really liking the guy and perhaps even wondering what it would be like to move in with him and have his babies. I’d like to think it wouldn’t affect my judgment, but I’m not Snow White. Can I be so certain that instead of simply reviewing what I’ve seen, I wouldn’t let these other factors and all the new information I’ve received compromise my attempt to write honestly about what I thought of the show?

Blogger:

Hinweis: Dies ist ein bezahlter Beitrag, der von trigami vermittelt wurde. Dieser Beitrag ist inhaltlich und qualitativ wie jeder andere meiner bisherigen Beiträge, ist frei von Schleichwerbung und repräsentiert meine ehrliche und subjektive Meinung.

Hinweis: Dies ist ein bezahlter Beitrag, der von trigami (www.trigami.com) vermittelt wurde. Dieser Beitrag ist inhaltlich und qualitativ wie jeder andere meiner bisherigen Beiträge, ist frei von Schleichwerbung und repräsentiert meine ehrliche und subjektive Meinung.

Der Punkt ist: Sicherlich geben die bezahlten Blogger ihre subjektive Meinung wieder. Aber soll mir keiner einreden, dass diese subjektive Meinung nicht durch das nette kleine Geldgeschenk beeinflusst wurde. Und durch die Tatsache, dass trigami ja auch zur kleinen Bloggerfamilie gehört. Schliesslich müssen wir alle zusammenhalten, nicht wahr? Da ändert ein Disclaimer wenig daran, dass der Blogger nicht unbeeinflusst ist.

Deshalb betrachte ich auch die Blogcamp-Agenda, zu der alles, was in der Schweizer Blogosphäre Rang und Namen hat (oder es sich zumindest einbildet) persönlich per E-Mail eingeladen wurde, mit gemischten Gefühlen: Hier geht es um Firmenpräsentationen von kleineren und grösseren Unternehmern, die wir alle via Blog oder auch persönlich kennen. Es fällt jetzt schon vielen CH-Bloggern schwer genug, die Dinge etwas mehr zu hinterfragen; das BlogCamp wird die Situation nicht vereinfachen.

Ich unterstelle keiner der Firmen irgendwelche unlauteren Absichten. Und ich verstehe absolut, weshalb solche Treffen organisiert werden: Ohne PR geht’s halt einfach nicht. Es ist deshalb die Aufgabe von uns Bloggern, den kritischen Abstand zu wahren und uns nicht zu pseudoauthentischen Werbeträgern degradieren zu lassen. Oder andererseits ehrlich genug zu sein, uns als verlängerten Arm der Werbeindustrie zu definieren.

Nachtrag

Wie es der Zufall so will, lese ich gerade auf der BBC-Website von der neuen College of Journalism Website:

The aim is to add to every BBC journalist’s skills, learning and judgement and through that improve the service of BBC journalism to its paymasters, the licence fee payers.

…the BBC has a responsibility to play some role in raising and maintaining journalistic standards in the UK – standards which, for the written press at least, mean five out of six people don’t trust what they read in the papers.

Wir sind nicht allein!

2 Comments

  1. dissident wrote:

    Mich erinnern die «subjektiven Meinungen» über diese Tauschplattform eher an prosaische Pressemitteilungen. Meistens fehlt das Subjekt «Ich» schlichtweg.

    Wednesday, January 17, 2007 at 12:16 | Permalink
  2. maol wrote:

    Das ist nicht der Unterschied zwischen Kritiker und Blogger, sondern der Unterschied zwischen dem, der davon lebt, Kritiken zu schreiben, und dem anderen, der dafür lebt, Kritiken zu schreiben.
    Oder anders gesagt: wenn der professionelle Kritiker seinen guten Ruf verloren hat, hat er kein Einkommen mehr. Der Hobby-Blogger hingegen hat auch ohne guten Ruf noch immer ein Hobby…

    Wednesday, January 17, 2007 at 14:50 | Permalink

One Trackback/Pingback

  1. […] Und weil’s so schön passt, hier noch ein Link auf meinen Beitrag vom Januar: Der Unterschied zwischen Theaterkritikern und Bloggern. In dem Beitrag habe ich übrigens schon einmal über den Kommerz im Blogcamp geschrieben, nur hat’s wohl niemand ernst genommen (oder überhaupt gelesen). Jan Zuppinger ist offenbar populärer und wichtiger als ich :-). […]