Eigentlich wollte ich ja etwas zur Schweizer Blog-Qualität schreiben. Aber wie der bugsierer treffend bemerkte: Qualität ist eine Frage der Qualität.
Deshalb hier ein paar Überlegungen zur Blog-Qualität an und für sich. Meistens legt man sich die nämlich so zurecht, wie man’s gerade braucht:
Wer von Blog-Qualität spricht, meint damit in Wirklichkeit etwas ganz anders, nämlich Abgrenzung
Abgrenzung von all den schlechten Blogs da draussen. Gibt ja so viele davon, alles Schrott! Der eigene Blog gehört natürlich zu den guten Blogs; das versteht sich doch von selbst!
Also zäumt man das Pferd vom Schwanz auf und schaut erst mal, welche Eigenschaften der eigene Blog hat. Daraus bastelt man sich dann Qualitätskriterien. Wenn ein Blog nicht diesen Qualitätskriterien entspricht, ist er schlecht.
Das wird natürlich etwas schwieriger, wenn mehrere Leute gemeinsame Qualitätskriterien finden wollen, mit denen sie sich vom Pöbel da draussen abgrenzen können.
Wer von Blog-Qualität spricht, mein eigentlich Sympathie
Meine Kumpels haben alle super gute Blogs. Echt! Und die Leute, die ich nicht mag, haben ganz miese Blogs.
Ein wunderbares Beispiel für dieses einfache Qualitätskriterium ist der Kommentar von Dominik über swissblogpress:
Also mit Qualität hat diese Liste nicht viel zu tun, eher mit Tabuzonen und vorgefertigten Ideologiebauteilen.
Wer von Blog-Qualität spricht, meint eigentlich Aufmerksamkeit
Ein qualitativ guter Blog spricht viele Menschen an. Deshalb ist umgekehrt ein Blog, der viel Aufmerksamkeit bekommt, ein guter Blog. Aufmerksamkeit kann man messen, indem man Links und Besucherzahlen zählt, also kann man auch Qualität messen: Wer viele Links und viele Besucher hat, der hat viel Aufmerksamkeit. Als muss der Blog gut sein.
Weil es aber so verdammt schwierig ist, über längere Zeit immer wieder gute Texte zu schreiben, nimmt man gerne die Abkürzung. Und versucht einfach einfach alles, um viel Aufmerksamkeit zu bekommen: Wettbewerbe, Polemik, Geschenke, Bestechung, Show… alles gut und recht, solange es nur Aufmerksamkeit bringt. Denn Aufmerksamkeit ist Qualität.
So könnte man beliebig weiterfahren. Ob man damit vielleicht tatsächlich einmal der Qualität der Schweizer Blogs auf die Spur kommt?
Der eine oder andere weitere Beitrag zu den Themen Kompetenz, Relevanz, öffentliche Wahrnehmung etc. folgt später.
10 Comments
Prof. Meier von der Universität Basel definiert Qualität wie folgt: „Unter Qualität verstehen wir die permanente Erfüllung vorgegebener und vereinbarter Anforderungen.“
D.h. bevor man überhaupt über Qualität sprechen kann, muss man sich erst auf einen Anforderungskatalog an Blogs einigen. Und das gäbe sicher viel zu diskutieren :-).
“Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.” (- Wilhelm Busch)
Ich nehme mit Genugtuung zur Kenntnis, dass durch der Lancierung von swissblogpress in deinem persönlichen Jahresrückblick zur Schweizer Blogosphäre die Themen gesetzt sind: Kommerz, Qualität, öffentliche Wahrnehmung.
ich nehme mit genugtuung zu kenntnis, dass der sbp-päsi seine kommentierfrequenz verdoppelt hat, aber inhaltlich immer noch gleich wenig sagt. das wird für die schweizer blogosphäre bei den 95%-blog-daus auch im neuen jahr viel vertrauen schaffen. fachleute orten in diesen vorbildlichen sbp-gebahren ein blogosphärisches wachstumsschubpotential von 3%, also doppelt so viel wie die verlagsblogs der tagespresse (mit ausnahme von edelleder). das finde ich für einen so jungen blogverband ein erfreuliches resultat. gratuliere. allen sbp-mitgliedern frohe festtage.
@Remo, das ist für mich Punkt 1: Jeder definiert’s so, wie er’s gerne hätte.
@Gris-Gris, wird schon so sein
@Christian, Dein Kommentar ist ein wunderbares Beispiel für die narzisstische Selbstbezogenheit von Bloggern (und Politikern).
@bugsierer, welche Fachleute?
@Matthias
In Bezug auf mein Blog hast du natürlich zu 100 Prozent recht. Ich betreibe es allein aus narzistischen Motiven. Dass du die Motivation von Bürgerinnen und Bürgern, sich für die Allgemeinheit einzusetzen, ebenfalls als narzistische bezeichnest, spricht für sich selbst – oder eben für dich selbst. Ich wünsche dir schöne Feiertage.
@ matthias: so fachleute halt. oder zweifelst du etwa an diesen zahlen? immerhin wird sbp so in drei jahren für fast zehn prozent des blogakzeptanzwachstums verantwortlich sein. ein sauberer wert, finde ich.
Vielleicht sollte man die gesellschaftliche Relevanz der Blogosphere mit einbeziehen. Sie ist nun rund 13 Jahre alt, seit 5 – 6 Jahren in voller Blüte. Was hat sie in den DEMOKRATIEN nachhaltig verändert/bewirkt?
Meiner Ansicht nach sehr wenig bis gar nichts. Täusche ich mich – aber die etablierten Medien beziehen die Sphere doch nur noch als Spassfaktor ein?
Eine der (emanzipierenden) Möglichkeiten der Sphere hätte darin bestanden, dass sich die kleinen Userinnen und User vernetzen. Eine Art von virtuellem Hyde-Park hätte entstehen können. Anarchisch, ohne formale Hürden. Aber dann hat sich alles wieder wie im Analogen ausgerichtet. Hierarchie, Leithammeln, Spekulanten.
Das ist einer der Gründe, warum ich sbp schlecht finde: sie ist wider die Grundidee einer “flachen” Kommunikationsstruktur. Und sie entwertet mit ihrem Eliteanspruch im Nachhinein die Kritik an den Mediendinos. Nun ist man ja selber ein Besserwisser und Welterklärer…
… und für die Sphere ein TOTENGRAEBER. Besonders arg: aus rein kommerziellen Überlegungen (wie das M.G. ja sehr schön dargelegt hat). SCHAEMT EUCH!
Ja, Matthias, und dann sind sie weg und stellen sich NIE! Weisst du, was eine MISCHPOKE ist? Ha, ha!