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Qualität? Vermarktung!

Die Medienmitteilung von swissblogpress sieht das so:

Glaubwürdigkeit festigen
«swissblogpress» will die Glaubwürdigkeit und Bekanntheit von Blogs in der Öffentlichkeit nachhaltig stärken. Deshalb hat das Netzwerk für sich selbst Qualitätskriterien aufgestellt.

Glaubwürdigkeit durch Qualität also. Kein neues, aber an sich ein brauchbares Credo. Wie sehen also diese Qualitätskriterien für Blogs aus? In der Pressemitteilung steht:

Die unter dem Label «swissblogpress» publizierenden Schweizer Blogs sind seit mindestens einem Jahr online, werden regelmässig aktualisiert und publizieren themenspezifische Beiträge in einer ansprechenden Qualität.”

Also gibt es die folgenden vier Qualitätskriterien, welche die Glaubwürdigkeit von Blogs garantieren sollen:

  1. seit mindestens einem Jahr online
  2. regelmässig aktualisiert
  3. themenspezifische Beiträge
  4. ansprechenden Qualität

Das sind nun meiner unmassgeblichen Meinung nach etwas schwache Kriterien:

  1. Der erste Punkt hat nichts mit Blog-Qualität zu tun, sondern mit dem chronologischen Alter des Blogs. Hier wird Anciennität in Qualität umgedeutet.
  2. Der zweite Punkt beschreibt einfach eines der Merkmale eines Blogs: Ein Blog wird regelmässig aktualisiert.
  3. Der dritte Punkt verlangt themenspezifische Beiträge, also Themenblogs. Mit anderen Worten: Nur Themenblogs garantieren die Qualität und damit Glaubwürdigkeit von Blogs. Themenblogs sind aber lediglich eine Variation von vielen, vielen anderen – sind alle anderen Blogvariationen also Schrott? Wohl kaum. Kommt dazu, dass swissblogpress selbst auf Anfrage nicht in der Lage ist, die Themen der einzelnen Themenblogs zu benennen. Und statt Themen plötzlich den unverbindlichen Begriff Kategorien verwendet.

    Wen wundert’s da, dass sowohl unter den Gründungs- als auch unter den Neumitgliedern einige Blogs dabei sind, die man kaum als Themenblogs im herkömmlichen Sinn bezeichnen würde.

  4. Den vierten Punkt kann man getrost streichen: Wenn es ein Qualitätsmerkmal ist, dass der Blog eine ansprechende Qualität hat, dann ist das ein klassischer Zirkelschluss.

Die Qualitätskriterien sind also keine und können damit der Glaubwürdigkeit von Blogs keinen Dienst erweisen. Damit ist mir schleierhaft, wie folgendes Ziel erreicht werden soll:

Auf der ausgewiesenen Qualität aufbauend, entwickelt «swissblogpress» eine gemeinsame Vermarktungsstrategie für die im eigenen Netzwerk verbundenen Blogs

.

Die Frage nach glaubwürdigen Qualitätskriterien für Blogs wird von swissblogpress also nicht beantwortet. Weil es keine allgemeingültige Antwort gibt. Und weil es swissblogpress ohnehin nur darum gehen kann, sowohl der Presse als auch potenziellen Anzeigekunden gegenüber kompetent zu wirken. Und dafür sind o.g. Qualitätskriterien allemal gut genug.

10 Comments

  1. dissident wrote:

    Der Dissident schreite, dass einige Blogs selbst das erste Kriterium nicht erfüllen, wurden aber trotzdem aufgenommen. Er wurde aber prompt berichtigt, aber ein Fall, von einem Kommentator eingereicht, erwies sich als gültig, d.h. das erste Kriterium wurde bewusst ein bisschen umgangen!

    Sunday, December 10, 2006 at 03:01 | Permalink
  2. Matthias wrote:

    @Dissident, das versteh ich nicht so ganz. Wenn sich der Name geändert hat, und damit höchstwahrscheinlich ja auch die Adresse… woran erkennt man dann, dass es derselbe Blog ist?

    Sunday, December 10, 2006 at 11:32 | Permalink
  3. bugsierer wrote:

    gut, dass das mal einer aufgedröselt hat. mich wundert bei diesem verein gar nichts mehr. – merci für das wort zirkelschluss, kannte ich noch nicht…

    Sunday, December 10, 2006 at 12:24 | Permalink
  4. dissident wrote:

    Matthias: Keine Ahnung. Ein Kommentator hat es gestänkert.

    Sunday, December 10, 2006 at 16:21 | Permalink
  5. Matthias wrote:

    @bugsierer, mich wundert bei dem Verein immer mehr; vor allem, dass die Kommunikationsstrategie nicht besser ist als diejenige von bluewin.

    @dissident, warten wir darauf, dass uns ein swissblogpresser aufklärt, was da vor sich gegangen ist.

    Sunday, December 10, 2006 at 21:06 | Permalink
  6. Gris-Gris wrote:

    Matthias, nun warte ich gespannt auf den 2. Teil deiner Analyse. Worin besteht die Vermarktung und hat diese Vermarktung eine Zukunft? Gegenseitige Verlinkung, gegenseitiges Loben, Erzeugen von Aufmerksamkeit – die kurzfristigen Vorteile kann ich erkennen…

    Meine Position ist klar (und bin auch froh, dass der ganze Vorgang frühere Einschätzungen meinerseits bestätigt): Die Sphere verkommerzialisiert und verliert ihren Charme. IMHO auch Folge davon, dass allzu lange das etztlich faschistoide Prinzip galt – insbesondere in der Swiss Sphere -, eine Krähe kratzt der anderen kein Auge aus. Kritisierte man mal einen (heimischen) Blog, stand man auch schon als (unsympathisch) “aggressiv” da.

    Nun, die Mitglieder von swissblopress machen hier ja auch einen Zirkelschluss: Da sie sich gegenseitig vermarkten, werden sie sich gegenseitg loben. Das ist insbesondere für die Blogs mit politischem Anspruch verheerend, weil sie nun völlig unglaubwürdig sind.

    Mir war eigentlich von Anfang an klar, dass “Nachbar” nicht dadurch ein besser Mensch ist, nur weil er bloggt. Langsam verstärkt sich nun mein Verdacht, dass Bloggen eher die unangenehmere Sorte an Mitmenschen anzieht. Das wäre weiter kein Problem, ginge für die anderen dabei nicht die Sphere vor die Hunde (siehe oben!).

    Dir, Matthias, mache ich das Kompliment, dass du dich nun endlich einmal wertend äusserst, d.h. es nicht allen recht tun möchtest. Für mich hast du mit dieser Analyse hier einiges an Glaubwürdigkeit (zurück)gewonnen.

    Ich vermute, das eine oder andere Mitglied von swissblogpress sich denkt: Lass doch diese kleinen Pinscher kläffen. Ihm schlage ich vor, realistisch und selbstkritisch zu werden, sich zunächst im analogen Leben zu qualifizieren (Matur nachholen, ein Studium beginnen o.ä). Viele (NICHT alle) der swissblopress-Blogs sind unterqualifiziert; dort, wo ich Qualifikation zu sehen glaube, herrscht aber oft ein seltsames, anti-intellektuelles Sektierertum. Dass man sich dann noch ein Label aufklebt – ja, das ist dann letztlich auch nur noch logisch. Kindisch ist es allemal.

    Da man nun ja von “Qualität” spricht, gestatte ich mir halt auch, diesen Begriff mit Qualifikation in Verbindung zu bringen. Nun hole ich alles aus dem Analogen, wo man mitten in einem Leistungssystem (sprich: Qualifikationssystem) steckt. Und was hat man da nicht die Schnauze voll von den Grossschnorris und Klugscheissern – und akzeptiert (und bewundert) andererseits problemlos gute und/oder talentierte Leute.

    Monday, December 11, 2006 at 14:17 | Permalink
  7. Sandra-Lia wrote:

    ach, dass is doch alles Willkür.

    Wednesday, December 13, 2006 at 12:28 | Permalink
  8. Gris-Gris wrote:

    IMHO ist es mehr Wilkhahn als Willkür.

    Schau, die Analyse stimmt: Vermarktung! Nun wird andernorts tief gedacht (“sich reinhängen”) und weiternorts repliziert, um den Hype hoch zu halten.

    Wednesday, December 13, 2006 at 18:41 | Permalink
  9. Matthias wrote:

    @Gris-Gris, ich habe kein Problem mit der Vermarktung. Die Vermarktung von Blogs hat so ungefähr mit blogger.com eingesetzt, also seit 1999. Mich stört nur der Etikettenschwindel: Man behauptet, es ginge um die Qualität der aufgenommenen Blogs. Und dabei geht’s doch nur darum, ob man die Blogs auch vermarkten kann. Das ist das einzige wirkliche Kriterium. Die publizierten Kriterien sind ein klassischer red herring und werden, wie wir ja gesehen haben, nach Belieben interpretiert.

    Thursday, December 14, 2006 at 22:27 | Permalink
  10. @Matthias

    An deiner Argumentation geht nicht auf, dass das Vermarktungspaket freiwillig ist. Es handelt sich dabei schlicht um eine Dienstleistung von sbp, die schon relativ weit gediehen ist. Andere Dinstleistungen sind in der Pipeline.

    Friday, December 15, 2006 at 13:47 | Permalink

3 Trackbacks/Pingbacks

  1. BLOGKRITIK.CH :: Vereinsmeierei zum letzten… on Monday, December 11, 2006 at 11:44

    […] Danke Metablog, auch für diesen! […]

  2. Spin Doctor DRE on Tuesday, December 12, 2006 at 14:48

    […] Wie wäre es mit Metablog-Matze, früher von anderen auch gern Blogpapst genannt? Programmatisch nennt er sein Weblog «Swiss Metablog», deshalb fällt er mir zuerst ein. Als materialisiertes Über-Ich stünde er mir dann zur Seite beim Bloggen. Er würde mir nur durch Blicke sagen, was richtig, was falsch, was dumm und was kommerziell ist. So dass ich immer an seinen Beitrag hier denken könnte. Nein, der Artikel bleibt sachlich und argumentiert nachvollziehbar (und erfährt heute durch Christian eine gute Replik). […]

  3. Yoda’s Blog » Blog Archive » SwissBlogPress on Wednesday, December 13, 2006 at 11:55

    […] Matthias […]