Gris-Gris
… und das wäre dann unsere hardcore-Kritik am Blogwesen: es gaukelt etwas vor von Gemeinschaft und Austausch. Letztendlich sind es dann doch nur wieder die Platzhirsche und -kühe, welche gelesen, gehört, kommentiert werden, d.h. welche so etwas wie (scheinbare) Zuneigung erfahren. Wie im analogen Leben halt auch.
Diese Kritik ist so alt wie das Blogwesen. Berechtigt? Unberechtigt? Spielt keine Rolle. Letztendlich geht es wieder einmal um die Frage, für wen man den Blog schreibt.
Wenn’s für die anderen ist, weil man sich selbstdarstellen will und die Aufmerksamkeit sucht, dann ist das Ausbleiben der Aufmerksamkeit sicher schmerzhaft.
Aber wenn man einfach für sich selbst schreibt, ist das egal. Meinen privaten Blog z.B. liest kein Schwein. Und das ist gut so™.
Nachtrag: Der PTCR für blog.ch/blog ist übrigens 436/1912 = 0.23. Anders ausgedrückt: Auf jeden Beitrag kommen durchschnittlich gut 4 Kommentare oder Trackbacks. Was diese Zahlen bzgl. Aufmerksamkeit, Interaktivität, etc. nun genau bedeuten, das ist natürlich Interpretationsfrage :-).
22 Comments
Und Salomon sprach: “Ihr habt alle ein bisschen recht” ! Manchmal frage ich mich ja auch
über was BloggerInnen diskutieren würden wenn es keine Blogs gäbe!
@beat:
Computer lösen diejenigen Probleme, die man ohne sie gar nicht hätte :-).
@Paperholic:
Mir ist nicht klar, was ich verdrängt haben soll. Aufklärung, bitte!
@gris-gris
Was sind eigentlich deine Motive zu bloggen?
@ Christian Schenkel
Vllcht weil hier was losbraust, was man nicht einfach so irgendwem und irgendwelchen überlassen sollte. Fasse das politisch auf, aber bitte im weitesten Sinn.
@Gris-Gris, ich seh das so: wir können nicht alles, was geschieht, den andern überlassen, wir müssen, wenn wir schon nichts ändern können, wenigstens unsern Senf dazugeben. Wenn ich pro Tag nur einen Leser habe, der eine andere Meinung als ich vertritt und diese wo auch immer kund tut, habe ich das erreicht, was ich beabsichtige, nämlich jemanden zum Denken angeregt ;-)
@anaximander
“… habe ich das erreicht, was ich beabsichtige, nämlich jemanden zum Denken angeregt ;-)”
Eine so genannte Zweitmeinung (= gleichwertig alles, nicht Hierarchie!). Völlig ok! Aber wertfrei. Danach erst wird es schwierig….
Selbstverliebt darf ich zitieren: “Letztendlich sind es dann doch nur wieder die Platzhirsche und -kühe, welche gelesen, gehört, kommentiert werden, d.h. welche so etwas wie (scheinbare) Zuneigung erfahren.”
Das ist das Thema. Ist es so (… mit der Zuneigung) – oder nicht?
@anaximander, angesichts dieser Äusserungen fällt es schwer zu glauben, dass dir tatsächlich etwas an anderen Meinungen liegt. Man erhält eher den Eindruck, dass du über andere Leute ablästern möchtest, ohne das Risiko von Widerspruch eingehen zu müssen.
@Gris-Gris, damit das nicht so allgemein-nebulös bleibt: Welche Platzhirsche und -kühe meinst du konkret?
@Matthias
Es liegen doch ganz viele Blogs im Netz herum, die wurden eröffnet, einige Monate betrieben, die Postings wurden immer seltener… und dann war’s vorbei. Oft wohl aus Frustration.
Man kann so richtig allein sein im Cyberspace, noch viel alleiniger als im richtigen Leben – denn (und jede/jeder hier Lesende dürfte das wissen)…
… alles läuft völlig “darwinistisch” ab. Die Anzahl Referrers und Fixlinks entscheidet darüber, ob man wahrgenommen wird, sich austauschen kann, Kritik findet. Das Abbild dieser Situation ist dann – beispielsweise – eine Top100-Liste (= Platzhirsche und -kühe konkret)… Hierarchie, Vertikalität. “Und das ist gut so…”, wirst du denken; ich stelle nur (miss.gunst zitierend) zunächst fest:
… es ist logisch, “dass die emotionale oekonomie im elektronischen raum etwas anders funktioniert als diejenige, mit der man es face2face zu tun hat…”
… und füge dann dem wertend hinzu: ja, viel manipulierter und manipulierbarer, auch frustrierender (siehe oben!) – oder grob gesagt: hundsfotziger.
@Gris-Gris,
Es gibt sicher mehr tote als aktive Blogs; aber es gibt zahlreiche Gründe, weshalb diese Blogs aufgegeben wurden – keine Zeit, kein Interesse, war ohnehin nur ein Testblog, etc.; darunter sind sicher auch einige, die aufgegeben haben, weil kein Schwein kommentiert. Aber wieviele das sind, weiss ich nicht.
Meiner Meinung nach sollte man für sich selbst schreiben, nicht für ein Publikum. Mein privater Blog z.B. hat in den ersten drei Jahren nur gerade zwei oder drei Mal ein Feedback (damals noch per Mail) ausgelöst. Und es gibt unzählige Beiträge, die überhaupt keine Kommentare haben – übrigens auch hier, wo doch sicher recht viele Leute mitlesen. Es ist halt einfach so, dass es rund 100 Besucher braucht für 1 Kommentar (das ist jetzt eine plusminus-Zahl, ich habe keine Statistik über Anzahl Besucher zu Anzahl Kommentaren). Und die Besucher kommen nur, wenn man gut oder interessant schreibt oder der Blog aus anderen Gründen als “wichtig” angesehen wird. Das ist auch etwas, das man sich über Monate oder Jahre hinweg erarbeiten muss, wenn man Wert darauf legt.
Platzhirsche:
Hier sind die momentan fünfzehn Erstplazierten der Top100
textually.org
pasta and vinegar
BloggingTom
Starfrosch
Bon pour ton poil
1x umrühren bitte
Bitflux Blog
Climb to the Stars (Stephanie Booth)
blogbox.ch
dilek’ce
zorra im wald
un grain de sel
ZwahlenDesign
Ms.Mac’s Meanderings
The Blog.ch.Blog Swiss Metablog
Ich habe natürlich fünfzehn gewählt, weil ich da schön an letzter Stelle komme, also nicht in Platzhirschverdacht gerade, aber trotzdem noch drauf bin. Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast :-).
Die emotionale Ã??”konomie hat nicht unbedingt etwas mit den Platzhirschen zu tun, oder doch?
….weil ich da schön an letzter Stelle komme, also nicht in Platzhirschverdacht gerade,”
Gerade oder ungerade – wenn wir wollten, würden wir uns raufschrauben. Wetten?
Was soll’s?
Garantiert könnte man das, wenn man wollte. Am einfachsten geht das, indem man zwei oder mehr Blogs eröffnet und fleissig vom einen auf den anderen linkt.
Was es soll? Sag’s mir :-).
So 30 müssten es schon sein, und manchmal enttarnt man die BMWler.
“… und das wäre dann unsere hardcore-Kritik am Blogwesen: es gaukelt etwas vor von Gemeinschaft und Austausch.”
Lassen wir uns doch auf das Spiel ein (das heisst ja noch lange nicht, dass man da mitmachen will):
Es geht um Marketing, es geht um Lufthoheiten, es geht um den Verkauf um Blogspace (bei 20six, bei Blogger, bei SixApart), es geht um Start-Ups, es geht um Kultuprozente (und das Image), es geht um den Wert von Google-Aktien, es geht ums Abzapfen von Werbegeldern bei den Prints…
Google hat ein Monopol – stell dir das Monopol im Analogen vor (der Eiertanz um Springer und Pro7 usw.)…
Daneben haben wir die nützlichen Idioten (dazu gehören genau auch wir), die füllen den Cyberspace mit auf und sind schlussendlich bloss Objekt von Marketinganalysen…
Das war’s jetzt tatsächlich. Alles IMHO. Aber warum sollen wir hier auf Dauer den Zampanoo machen?
Matthias: Langsam solltest auch du’s begriffen haben :) Vom immer gleichen Blog auf den anderen immer gleichen Blog zu linken und vice versa bringt dir rein gar nichts in den Top 100. Sooo einfach ist’s nun auch wieder nicht, da aufzutauchen :)
Mensch, Chregu! Jetzt geb ich mir Mühe, die Top100-Junkies auf eine falsche Fährte zu locken, und dann lässt du das Ganze auffliegen!!
ooops :)
Spam-Blogs fliegen übrigens eh raus (oder solche die offensichtlich durch “komische” machenschaften in den top100 gelandet sind)
Aber meine Herren! Der Diskurs hier bei TheBlog.ch.Blog gerät immer wieder aus dem Ruder… Das liegt sehr wahrscheinlich daran, dass der hier tätige Moderator es immer wieder schafft, die lauteren Seelen zu provozieren. Für diese Ad-Hominem-Feststellung entschuldige ich mich allsogleich – sie betrifft ja auch nur eine Fähigkeit und keine Charaktereigenschaft.
Man schreibt irgendwo bei einem Boulevard-Journalisten, der bei Lichte besehen sehr exakt Ad-Feminam gespielt hat, eine kleine Arbeitshypothese hin, wird hier zitiert und ist möglicherweise am Schluss ein Junkie.
@matthias
Lustigerweise hast du mir persönlich am Bloggertreffen erklärt dass du nie auf die Top100 schaust. :-) Und lustigerweise hast ja die Top15 genommen und nicht die Top16. :-)
@Gris-Gris:
Mit Top100-Junkies habe ich eigentlich diejenigen gemeint, die gezielt um Positionen auf irgendwelchen TopIrgendwas kämpfen; Du darfst Dich also getrost als nicht angesprochen betrachten. Oder wahlweise auch als angesprochen. Aber keineswegs als angegriffen.
@Leu:
Du darfst gerne alles persönlich nehmen, das nichts mir Dir zu tun hat. Nebenbei bemerkt habe ich auf die Liste geschaut, weil Gris-Gris sie erwähnt hat und damit Fleisch am Knochen war. Daraus zu schliessen, dass ich die Liste täglich studiere, wäre ein Trugschluss.
Und aus aktuellem Anlass hier ein paar Links zu Power Laws. Ich schreib dann später mal einen Beitrag zum Thema.
http://interconnected.org/notes/2002/12/Origin_of_power_laws.txt
http://shirky.com/writings/powerlaw_weblog.html
http://www.kottke.org/03/02/weblogs-and-power-laws
http://www.gapingvoid.com/Moveable_Type/archives/002231.html
http://www.ideagrove.com/blog/2006/01/watch-out-listers-natives-are-restless.html
@Matthias
“…gerät immer wieder aus dem Ruder.”
Du darfst Dich also getrost als angesprochen betrachten.
@Gris-Gris, ich steh wieder mal aufm Schlauch. Was meinst Du damit?
@Matthias
Ich bin mit deiner Art der Moderation nicht “glücklich und zufrieden”. Es entsteht – und nicht zum 1. Mal – ein argumentativer Flickenteppich. Warum es aus dem Ruder läuft, kann ich präzise auch nicht so auf die Schnelle eruieren…
“…ich steh wieder mal aufm Schlauch. Was meinst Du damit?” Da lachen ja die Hühner: man will seriöserweise was Kritisches zur Community-Euphorie im Blogwesen äussern (UND NUR DAZU), sieht sich zu einer Globalkritk an der Internet-Ã??”konomie genötig, wird plötzlich gefragt, warum man bloggt (Fragen ist aber schon ok!), muss sich zu PageRank äussern, dann ist von Junkies die Rede usw. usf… and last: dem Moderator erklären, warum er eine Flasche ist. Aber fass das bitte nicht böse auf – es soll dir nur den Schritt vom Schlauch erleichtern…
… und alles ist ein schönes Stück Work in Progress. Hervorragend, denn q.e.d.! EKOMMUNIKATION
2 Trackbacks/Pingbacks
[…] URL: http://blog.ch/blog/archives/2006/02/09/und-das-ware-dann-unsere-hardcore-kritik-am-blogwesen/User: xxxxxxxxClient: xxxxxxxxx […]
Blogwesen: Spielt keine Rolle… Und das ist gut so®
Das nenn ich mir eine hübsche Verdrängung, lieber M.G.! Nur dadurch, dass man einen Satz hinschreibt, wird er nicht wahr(er). Selbstverständlich herrscht in der Blogosphere der Autismus vor; selbstverständlich wird ein unerbittlicher Kampf um Hohei…